Oase 08/2020

Oase des Friedens 08/2020

Vorwort

Dr.Christian Stelzer

Das 31. Internationale Jugendfest von Medjugorje begann Anfang August coronabedingt anders als gewohnt. Jugendliche der FRAMA, der Franziskanischen Jugend der Herzegowina, trugen die Fahnen jener 110 Länder vor den Altar, aus denen in den vergangenen Jahren junge Menschen zum „Mladifest“ nach Medjugorje angereist waren. Auch wenn einige Millionen Menschen den Eröffnungsgottesdienst per Livestream und Internet mitverfolgten, waren unter den Besuchern vor Ort größtenteils einheimische Jugendliche. Nur aus wenigen Ländern waren Repräsentanten angereist – aus Polen, Italien, Ungarn, Slowenien, Frankreich, Spanien, Irland, Deutschland und aus Österreich.

Der Eröffnungsgottesdienst des Mladifest am 1. August begann mit einer bisher einzigartigen Überraschung: Papst Franziskus hatte inspirierende, starke Grußworte an die Jugendlichen gesendet, die der Nuntius von Bosnien und Herzegowina, Erzbischof Luigi Pezzuto, überbrachte und die zwei Jugendliche der Pfarre den jungen Menschen in aller Welt verlasen.
Darin betont der Papst, dass das alljährliche Jugendtreffen in Medjugorje eine Zeit des Gebets, der Katechese und brüderlichen Zusammenkünfte sei, die den jungen Menschen Gelegenheit biete, den lebendigen Jesus Christus in der Feier der heiligen Eucharistie, in der Anbetung des Allerheiligsten sowie im Sakrament der Versöhnung auf besondere Weise kennenzulernen. Das Mladifest trage dazu bei, eine neue Lebensweise zu entdecken, die im Kontrast zur ‚Kultur des Vorübergehenden‘ stünde, so Papst Franziskus. „In dieser Atmosphäre des Relativismus, in der es schwer ist, wahre und sichere Antworten zu finden, lautet der Wahlspruch unseres Festes: „Kommt und ihr werdet sehen“ (Joh. 1,39). Diese Worte, die Jesus an seine Jünger richtete, sind ein Segen. Jesus richtet seinen Blick auch auf euch und lädt euch ein, euch auf den Weg zu machen und bei ihm zu bleiben.“, so der Papst wörtlich.

Die Grußbotschaft des Papstes bezeichnete selbst deren Überbringer, Erzbischof Luigi Pezzuto, als „Überraschung“. Viele Jahre lang hatte sich der Vatikan distanziert zu Medjugorje verhalten. Am 31. Mai 2018 ernannte dann Papst Franziskus den polnischen Erzbischof von Warschau-Praga, Henryk Hoser, zum Apostolischen Visitator für Medjugorje und erlaubte ein Jahr später, am 12. Mai 2019, offizielle Pilgerfahrten nach Medjugorje – ein wichtiger Schritt der Öffnung, den zahlreiche Bischöfe durch ihre Anwesenheit beim Mladifest 2019 bestätigten.

Bei einer Pressekonferenz vor dem Festivalauftakt ging Erzbischof Hoser auf die jahrzehntelangen Kontroversen rund um Medjugorje ein. Die Erscheinungen wie auch die von den Franziskanern geleitete Seelsorgearbeit vor Ort würden von den einen abgelehnt, von anderen leidenschaftlich befürwortet. Das Motto des Festivals „Kommt und seht!“ sei gewissermaßen eine Antwort darauf, erklärte Erzbischof Hoser. Man sollte Medjugorje erst nach dem persönlichen Erleben beurteilen.
Einem solchen Ruf des Kommens und Sehens war der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn zum Jahreswechsel 2009/2010 gefolgt. Die heimische Kronen Zeitung nannte ihn damals einen „Eisbrecher“. Seine Grußbotschaften an die Jugendlichen beim Mladifest waren ab dem Jahr 2012 eine große Ermutigung für die Jugendlichen und für die pastorale Arbeit vor Ort. Auch dieses Jahr sandte Kardinal Christoph Schönborn begeisternde Grußworte an die Jugend in Medjugorje, die wir in dieser OASE wiedergeben.

Die Worte der Gospa vom 25. Juli 2020, über die wir in diesem Monat besonders nachdenken, sind ernst und ermutigend zugleich. Der Pastoralassistent Mag. Franz Heidlberger, ein jahrelanger Medjugorje-Pilger und Berater für „Alpha“-Kurse, lädt uns ein, sie mit ihm zu betrachten.

Wir bringen in dieser OASE erste Impressionen vom Mladifest und natürlich die Botschaft von Papst Franziskus im vollen Wortlaut.
Auch berichten wir über ein in Maria „jung gebliebenes Herz“, die amerikanische Nonne Muriel Kaiser, die mit 68 Jahren den notleidenden Menschen in der Gegend von Medjugorje zu Hilfe kam und im Juli dieses Jahres, gleichsam mitten aus dem Leben gerissen, im Alter von 96 Jahren verstarb.

Eine gesegnete Zeit und viel Freude am Lesen wünscht Ihnen

Christian Stelzer

Online Beiträge aus dieser Ausgabe

Botschaft der Königin des Friedens vom 25. Juli 2020

Liebe Kinder!

In dieser friedlosen Zeit, in der Satan Seelen erntet, um sie zu sich zu ziehen, rufe ich euch zum beharrlichen Gebet auf, damit ihr im Gebet den Gott der Liebe und der Hoffnung entdeckt. Meine lieben Kinder, nehmt das Kreuz in die Hände. Möge es euch Ermutigung sein, damit die Liebe immer siegt, auf besondere Weise jetzt, wo das Kreuz und der Glaube verworfen sind. Ihr - seid Widerschein und Vorbild mit euren Leben, dass der Glaube und die Hoffnung noch leben und die neue Welt des Friedens möglich ist. Ich bin mit euch und ich halte Fürsprache für euch vor meinem Sohn Jesus.

Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid!

Betrachtung zur Botschaft vom 25. Juli 2020 -Ignaz Hochholzer

Wir befinden uns in einer friedlosen Zeit und Satan erntet

Mit dieser Feststellung will uns die Gottesmutter aufmerksam machen, dass wir die vielen Kriege und den Unfrieden um uns nicht zulassen dürfen, die vielen Trennungen und Spaltungen, die vielen unliebsamen Worte und Verletzungen, soviel Raub und Mord. Irgendwie haben wir uns schon gewöhnt an die vielen schlechten Nachrichten und verwenden dafür den Ausdruck fake news, doch leider sind sie oft wahr.


Im Gebet entdecken wir den Gott der Hoffnung und der Liebe

Wenn wir unsere Zeit noch so kritisch beleuchten und zerlegen, so bringt das nichts. Der Ausweg ist das Gebet, dadurch finden wir zu Gott, der immer neue Wege aufzeigt, die uns herausführen aus allen Nöten und Niederungen des Lebens.


Nur mit dem Kreuz in Händen

Es lässt schon erschrecken, wenn die Gottesmutter sagt: „jetzt, wo das Kreuz und der Glaube verworfen sind!“ Wenn wir offen und ehrlich sind, müssen wir eingestehen, Kreuz und Glaube sind tatsächlich weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden sind.

Wie viele Debatten hat es schon gegeben, kein Kreuz in der Öffentlichkeit, kein Religionsunterricht in den Schulen.

Vielmehr soll alles wertneutral und multikulturell sein, nur nicht anecken oder gar für Glaube und Gott einstehen in einer Zeit, wo es heißt, das sei nicht systemrelevant, was auf gut Deutsch heißt, wir brauchen Glaube und Religionsausübung nicht, weil es nicht von Nutzen ist. Da will uns die Gottesmutter genau jetzt ermutigen zum Sieg der Liebe. Und wahre, echte, tiefe Liebe kann nur Gott selbst sein.


Ruf zum Widerschein und Vorbild

Die Gottesmutter traut uns viel zu, wenn sie uns zum Zeugnis ruft, dass auch heute noch Glaube und Hoffnung leben. Hoffnung ist es, was unsere Welt am dringendsten braucht. Die Christen müssen Hoffnung und Zuversicht bringen mit dem Kreuz in der Hand. Es geht nicht anders, denn wir sind in einer Zeit größter Verfolgung. Aber gerade da ist uns der Herr nahe. Der Herr kommt!


Eine neue Welt des Friedens ist möglich

Die Königin des Friedens sagt uns eine neue Welt zu. Das dürfen wir nicht überhören, vielmehr können wir uns darauf verlassen und dürfen darauf bauen: Eine neue Welt des Friedens und der Liebe ist im Kommen.

Betrachtung zur Botschaft vom 25. Juli 2020 -Franz Heidlberger

Die neue Welt des Friedens
Kreuz – Glaube – Hoffnung


In dieser friedlosen Zeit, in der Satan Seelen erntet, um sie zu sich zu ziehen, rufe ich euch zum beharrlichen Gebet auf....

Die Gottesmutter stellt fest, dass wir in einer friedlosen Zeit leben. Das stimmt, es gab schon friedvollere Zeiten als die unsrige heute. Wenn ich mich durch die täglichen Schlagzeilen in den Medien arbeite, habe ich den Eindruck, dass alles in Aufruhr ist. Man liest von den kleinen „Aufrührern“, die sich wegen einer Maske im Gesicht mit Polizisten streiten, und von großen Demonstrationen, etwa in den USA – aber nicht nur dort, wobei der Grund für die Unruhen schon in den Hintergrund geraten ist und es den Anschein hat, dass viele sich erregen und erheben, zerstören und verwirren um dieser Tätigkeiten willen. Daneben hält uns die Angst um unsere Gesundheit und die Gesundheit unserer Lieben in Schach, die der Angst um die Zukunft unserer Wirtschaft gegenübersteht. All diese äußeren Ereignisse machen es schwierig, den Frieden im Herzen zu bewahren.

Der Satan weiß das und er lässt diesen Moment nicht ungenutzt. Erlauben Sie mir einen kleinen, aber treffenden Witz: Ein alter Landpfarrer, ein wahrlich geistlicher Priester, war in seinem Dorf dafür bekannt, dass er niemals ein schlechtes Wort über irgendjemanden verlor. Die Leute aus dem Dorf wunderten sich schon darüber, weil es wirklich nichts gab, das den Pfarrer dazu veranlasste, schlecht über jemanden zu reden. Eines Tages wollten sie ihn auf die Probe stellen und fragten ihn: „Herr Pfarrer, wir wissen, dass Sie nie ein schlechtes Wort über jemanden verlieren. Was sagen Sie eigentlich über den Teufel?“ Nach einer Weile antwortete der Pfarrer: „Fleißig ist er!“ Der britische Philologe und Autor C.C. Lewis schrieb ein wunderbares kleines Büchlein, die „Dienstanweisungen für einen Unterteufel“. In einer Art umgekehrter Betrachtung, nämlich aus Sicht des Teufels, schrieb er unter anderem auch über den Krieg, der damals viele seiner Zeitgenossen im Unfrieden hielt, und nannte ihn „für eine Zeit lang nützlich“. Allerdings dürfe die Phase des Unfriedens nicht allzu lange andauern, weil sich sonst zu viele Menschen zu Gott hinwenden, schreibt Lewis in der Fiktion. Der Satan hat es also gerade sehr leicht mit der Ernte.


... damit ihr im Gebet den Gott der Liebe und der Hoffnung entdeckt.

Aber wie können wir wieder Frieden finden? Indem wir im Gebet den Gott der Liebe und der Hoffnung entdecken! Indem wir im Gebet den Blick abwenden von dem, was in uns Verwirrung und Unfrieden erzeugt, zu dem hin, der uns immer liebt, der uns tröstet, der uns die Zusage gegeben hat, dass er Pläne des Heils für uns hat. Wir müssen beharrlich beten, um den Gott der Liebe und der Hoffnung zu entdecken.

Beharrlichkeit ist allerdings nicht einfach. Wenn ich ein Projekt über einen längeren Zeitraum umsetzen möchte, dann muss ich gelegentlich die Gangart wechseln, damit ich insgesamt die Richtung auf das Ziel hin einhalten kann. Während ich müde bin, mache ich Routinetätigkeiten, für die ich nicht viel denken muss. Ein anderes Mal muss ich viel laufen und viel tun, weil ich kurz vor einem Meilenstein bin. Einmal geht es also langsam und einmal schnell, einmal einfach und manchmal mühsam voran. Aber man muss dabei bleiben.

Auch auf dem Weg zu Gott hin braucht es, um beharrlich weitergehen zu können, unterschiedliche „Gangarten“. Wie in den Psalmen dürfen sich in unserem Gebet Dank, Bitte, Klage und Lobpreis abwechseln. Besonders die Dankbarkeit gegenüber Gott ist ein sehr schönes beharrliches Gebet. Die Art des Betens wird sich auch ändern, je nach der Situation, in der man lebt. Es wird öfters nötig sein, „Gott zwischen den Kochtöpfen“ zu suchen und zu finden, wie es die hl. Teresa von Avila ausdrückt. Ein anderes Mal schenkt Gott dir die Freude einer Stunde ganz mit ihm allein.

Die Gottesmutter selbst hat uns 5 Steine – Gebet, Fasten, Bibel, Beichte, Eucharistie – gegeben, die allesamt auch Gebet, Kommunikation, lebendiger Austausch mit Gott sind. Indem wir beharrlich im Gebet sind, kann es uns gelingen, von unserer schwachen menschlichen Seite her den Gott der Liebe und der Hoffnung wieder ins Zentrum zu stellen.


Meine lieben Kinder, nehmt das Kreuz in die Hände. Möge es euch Ermutigung sein, damit die Liebe immer siegt, auf besondere Weise jetzt, wo das Kreuz und der Glaube verworfen sind.

Maria, unsere Mutter, kennt uns gut, wenn sie uns aufträgt, das Kreuz in die Hände zu nehmen. Sie weiß, dass wir Geschöpfe aus Fleisch und Blut sind und diese physisch angreifbaren Dinge notwendig brauchen, um uns auf dem Weg des Glaubens festzuhalten.

Der Teufel weiß übrigens auch über unsere menschliche Natur Bescheid. Den spirituell Begabteren unter uns redet er deswegen sehr gerne ein, dass sie rein geistig, in bloßer Meditation, ohne Welt, ohne Fleisch, ohne tätige Liebe zum Mitmenschen, in den Himmel – zu einer ewigen Glückseligkeit gelangen könnten. Nein, wir werden nicht ohne Fleisch auferstehen, und die Gottesmutter fordert uns deswegen auf, physische Dinge, die uns auf dem Weg zu Gott helfen, in die Hand zu nehmen. „Der Mensch ist geschaffen, um Gott, unseren Herrn, zu loben, ihn zu verehren und ihm zu dienen, und so seine Seele zu retten. Die anderen Dinge auf Erden sind zum Menschen hin geschaffen, und um ihm bei der Verfolgung seines Zieles zu helfen, zu dem hin er geschaffen wurde“ sagt Ignatius von Loyola. „Meine lieben Kinder, nehmt das Kreuz in die Hände!“ – in dieser friedlosen Zeit verstehe ich diesen Auftrag wörtlich. Ich werde es beherzigen und mich am Rosenkranz mit dem Kreuz festhalten.

Das Kreuz ist das Zeichen der Erlösung, der Liebe Gottes zu den Menschen, die Planke, die uns rettet aus dem Schiffbruch dieser Welt. Das Kreuz ist das Siegeszeichen der Christen. Das Kreuz steht im Zentrum der christlichen Botschaft. Um den zweiten Teil der Botschaft der Gottesmutter leben zu können, brauchen wir das Kreuz.

Christi Kreuz ermutigt uns und gibt uns Hoffnung. Wo ist Gott im Leid und im Unfrieden? Er ist mitten drin – er hat selbst das Kreuz getragen und er trägt auch uns durch diese Zeit. Und wir brauchen das Kreuz, weil Christus unsere – der Menschheit und unsere persönliche – Schuld am Kreuz auf sich nahm.

Das Kreuz und der Glaube wurden verworfen, weil wir verneint haben, dass wir der Erlösung bedürfen. „Schuld? Erlösung? Habe ich nicht! Brauche ich nicht!“ – das ist eine weit verbreitete Meinung. Dabei ist es dieses Eingeständnis – dass wir gesündigt haben und um Verzeihung bitten müssen, dass wir Hilfe brauchen – nötig, welches uns Erlösung durch Christus ermöglicht, um im Frieden mit Gott, mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen leben zu können. Dann können auch wir anderen verzeihen und die Kreuze tragen, die von außen kommen. Und dann werden wir Frieden in die Welt bringen können. Wir werden zum Vorbild für andere werden und Hoffnung verbreiten.

Maria, Mutter Gottes, hilf uns, das Kreuz zu begreifen. Hilf uns, den Kompass in unserem Leben wieder auf deinen Sohn Jesus auszurichten. Erflehe uns deinen Bräutigam, den Heiligen Geist, der uns im Gebet zu Hilfe kommt, damit wir beharrlich sein können. Danke, Gospa!

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