Oase 03/2023
Oase des Friedens 03/2023
Vorwort
Dr. Christian Stelzer
Für die Erforschung des Fastens erhielt der japanische Zellbiologe Yoshinori Ohsumi im Jahr 2016 den Nobelpreis für Medizin. Oshumi erkannte, dass der Körper einen gengesteuerten Putzmechanismus für Zellen besitzt, die Autophagie, der durch das Fasten anspringt und den Körper vor Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Parkinson und Alzheimer schützen kann. Denn in Notzeiten greift die Zelle auf eigene Speicher zurück, zerlegt, was nicht mehr gebraucht wird, und verwendet es für dringendere Aufgaben. Bei diesem Recycling-Prozess verjüngt sich die Zelle und bleibt gesund.
Insulin, das zur Verdauung nötig ist und von der Bauchspeicheldrüse bei der Nahrungsaufnahme ausgeschüttet wird, hemmt hingegen den Prozess der Selbstreinigung in den Zellen. Daher sind Pausen, Fastenzeiten, zwischen den Mahlzeiten sinnvoll, so die Empfehlung des Nobelpreisträgers.
Was die geistlichen Väter schon immer wussten, hat Ohsumi mit seinen Forschungen unterm Mikroskop jetzt wissenschaftlich belegt: Wer im Einklang mit der Schöpfung leben will, braucht Zeiten des Fastens.
„Fasten betrifft den ganzen Menschen, jede einzelne seiner Körperzellen, seine Seele und seinen Geist“, war der auf Naturheilverfahren spezialisierte Arzt Hellmut Lützner schon lange vor Ohsumis Entdeckungen überzeugt.
Und Romano Guardini schreibt über das Fasten: „Zuerst wird nur der Mangel gefühlt; dann verschwindet das Verlangen nach Nahrung. Zugleich geht beim Fasten etwas Innerliches vor sich. Der Körper wird gleichsam aufgelockert. Der Geist wird freier. Alles löst sich, wird leichter, Last und Hemmung der Schwere werden weniger empfunden. Die Grenzen der Wirklichkeit kommen in Bewegung; der Raum des Möglichen wird weiter. Der Geist wird fühliger. Das Gewissen wird hellsichtiger, feiner und mächtiger. Das Gefühl für geistige Entscheidungen wächst“, so der große Theologe.
Die Botschaften der Königin des Friedens in Medjugorje erinnern uns seit fast 42 Jahren ans Fasten, auch wenn es in der kirchlichen Praxis als Weg der Vertiefung und Festigung des Glaubens fast unsichtbar geworden ist. „Fasten mit dem Herzen heißt, dass wir den Prozess erwarten und annehmen sollen, der durch das Gebet und das Fasten beginnt, und wir sollten ihn umarmen und tragen“, schreibt Pater Slavko Barbaric OFM in seinem Buch „Fasten“. „Wir müssen die „Qual“ des Fastens umarmen“, so Pater Slavko, der sich der Schule Mariens ganz anvertraut hatte. „Fasten mit dem Herzen heißt auch, unseren eigenen Weg mit Gott und Maria zu lieben und zu leiden. Fasten mit dem Herzen heißt, die Unabhängigkeit von materiellen Dingen mehr zu lieben als ihre Sklaverei. Fasten mit dem Herzen heißt, in der Liebe zu Gott, der kommen wird und den unser Herz tagtäglich ruft, zu wachsen, indem wir nach Ihm verlangen, wie der „Hirsch lechzt nach frischem Wasser“, so Pater Slavko. Allen, die traurig sind, weil ihnen das Fasten bisher nicht so recht gelungen ist, rät P. Slavko: „In jeder Woche unseres Lebens wird es einen Mittwoch und einen Freitag geben. Löscht sie als Fasttage nicht aus, unterstreicht sie vielmehr! Wenn es aber an einem Mittwoch oder Freitag ein Fest gibt, fastet eben einen Tag vorher. So werdet ihr euch auch über den Dienstag oder den Donnerstag freuen. Ihr werdet sehen, dass dies guttun wird. Durch das Fasten werden wir fähiger sein, Konflikte zu ertragen oder sie zu vermeiden.“
Das Fasten öffnet das Herz auch für die Not des Nächsten! Wie oft waren Medjugorje-Pilger die ersten, die anderen in Notsituation geholfen haben. Diese Erfahrung darf die Ernährungsinitiative Mary`s Meals jetzt bei ihrem Spendenaufruf für die Erdbebenopfer in Aleppo neu und dankbar machen! Das Bild von den Menschen, die in diesen Tagen vor der Statue der Gottesmutter in Aleppo Zuflucht suchen, da sie alles verloren oder wegen der Nachbeben in ihre beschädigten Häuser nicht zurückzukehren können, stammt von einer Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation, die diese Tagen Syrien besuchte.
In der vorliegenden OASE laden uns Dr. Reinhard Pichler und seine Tochter Maria ein, die Worte der „Gospa“ vom 25. Feber 2023 mit Ihnen zu betrachten.
Wir bringen einen Bericht vom Besuch von Erzbischof Aldo Cavalli und Pater Marinko Sakota in Fatima am 11. Feber dieses Jahres.
Wir bringen ein Interview mit Diözesanbischof Hermann Glettler über sein neues Buch „Das Herz ist gefragt“, in dem er immer wieder auf die Botschaften der Königin des Friedens in Medjugorje eingeht.
Eine gesegnete Fastenzeit und viel Freude am Lesen wünscht Ihnen
Christian Stelzer