Predigt des Apostolischen Visitators Erzbischof Henryk Hoser

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Predigt des Apostolischen Visitators

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Predigt des Erzbischof Henryk Hoser

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Liebe Brüder und Schwestern,

Mit dem heutigen Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel schließt sich der eschatologische Zyklus und richtet sich unser Blick auf das Ziel des menschlichen Lebens.

Nach der Auferstehung und Himmelfahrt unseres Herrn verwirklicht sich das Erlösungswerk durch das Mitwirken der Mutter Gottes. Sie ist untrennbar von ihrem Sohn ein Abbild des barmherzigen Gottes. Maria selbst sagt über sich im Lukasevangelium: „Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.“ (Lk 1,48)

Wahrhaftig, die Aufnahme Mariens in den Himmel ist ein Ausgießen der Barmherzigkeit, die auch über unsere barmherzige Mutter, die Zuflucht der Sünder und unsere Fürsprecherin wirkt.

Am Horizont unseres irdischen Lebens und an der Schwelle zur Ewigkeit erscheint ein großes Zeichen am Himmel, das Symbol einer Frau. Wie wird sie dargestellt? Was sagt ihre Erscheinung aus?

„Eine Frau bekleidet mit der Sonne.“

Das Licht kommt von der Sonne. Wer ist diese Sonne? Die Sonne ist ihr Sohn: „Es wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe“, verkündet der Lobgesang des Zacharias, den die Kirche jeden Morgen betet. Maria hat den Sohn Gottes gesehen, als menschliches Wesen und im menschlichen Körper. Christus jedoch bekleidet seine Mutter mit der Sonne und Maria strahlt im Lichte Christi. In ihren Privatoffenbarungen stellt sich die Muttergottes der Welt wunderschön und auf einem Lichtstrahl vor. In Fatima erschien sie immer vom Ostern kommend und in den Osten zurückkehrend, in die Richtung der aufgehenden Sonne.

Wir sehen sie mit „dem Mond unter ihren Füßen“.

Der Mond ist nicht die Quelle des Lichts, sondern ein Schein des Sonnenlichtes. Doch der Mond scheint in der Dunkelheit und zeigt den Reisenden den Weg. Mond zu sein, die Reflexion der Sonne zu sein, ist auch Aufgabe von uns Christen, die wir erleuchtet werden von der Sonne, die über uns emporsteigt.

„Und auf ihrem Kopf trug sie eine Krone von zwölf Sternen.“

Dieses Zeichen ist sowohl kosmisch als auch biblisch. Maria, die Königin des Himmels und der Erde, ist geschmückt mit einer Krone, und dies hat eine zweifache Bedeutung: zum einen wurde sie als das vollkommenste Werk aus den Händen des Schöpfers geschaffen, als der strahlendste Stern; zum anderen ging sie in die Geschichte der Menschheit ein, in die Geschichte der Erlösung. Sie gehört den zwölf Stämmen des auserwählten Volkes im Alten Testament an, als Königin der Patriarchen und Propheten; danach wird sie zur Königin der Apostel gekürt, die das Fundament der Kirche bilden.

„Schwanger schreit sie in den Schmerzen und Qualen der Geburt.“

Von der Höhe des Kreuzes herab stellt Jesus seine Mutter Maria als die Mutter aller Menschen vor, jener, die von oben herab geboren werden, aus Wasser und aus Geist. In diesem Zusammenhang antwortete der Erlöser dem Nikodemus zweimal: „Ich sage dir die tiefe Wahrheit: Wenn ein Mensch nicht von oben geboren wird, kann er das Königreich Gottes nicht sehen.“ (Joh 3,3). Und dann: „Jesus antwortete: Ich sage dir die tiefe Wahrheit: Wenn ein Mensch nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er in das Königreich Gottes nicht hineinkommen.“ (Joh 3,5)

Maria bringt uns auf die beste Art und Weise der Mutterschaft für das Königreich Gottes zur Welt. Bevor ihr die Ehre der Aufnahme in den Himmel zuteil wurde, war Maria, wie alle anderen Sterblichen, in das irdische Leben eingeschlossen. Sie wurde als Kind der Eltern Joachim und Anna geboren, einer einfachen und bescheidenen Familie, und nicht in einem königlichen Palast. Das Mädchen aus Nazareth entdeckte stückweise ihr Wesen. Sie war unvergleichbar mit anderen, denn sie war ohne Sünde. Nach der Verkündigung überbrachte der Engel des Herrn Maria die frohe Botschaft: „Gegrüßt seist du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.“

Voll der Gnade – denn Maria ist frei, sowohl von der Erbsünde, als auch von eigener Sünde. In Lourdes schließt Maria diese Wahrheit mit folgenden Worten ab: „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis.“

Nach den Worten Mariens bei der Verkündigung des Herrn: „Siehe ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.“ (Lk 1,37) beginnt  ihre „Wallfahrt im Glauben“, auf der die selige Jungfrau Fortschritte machte, indem sie in Treue ihre Einheit mit Christus bewahrte. Diese „Wallfahrt“ ist das Band, das die Muttergottes mit Christus und der Kirche vereint.

Maria erscheint für uns und wird für diejenigen, die den Weg des Glaubens ebenfalls gehen, zum „Meerstern“ (lateinisch: stella maris). Marias Glaube ist wahrhaft heldenhaft. Zuerst geht sie durch alle Geheimnisse des Rosenkranzes: die freudenreichen, lichtreichen, glorreichen und schmerzhaften Geheimnisse. Wir kennen alle auch die sieben Schmerzen Mariens und die Prophezeiung des Simon: „Und Simon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.“ (Lk 2,34-35)

Der Hl. Johannes Paul II. sagte einst: „Die selige Jungfrau Maria geht immer noch dem Gottesvolk voran. Ihr außergewöhnlicher Pilgerweg des Glaubens stellt so einen bleibenden Bezugspunkt dar für die Kirche, für die einzelnen und für die Gemeinschaften, die Völker und Nationen und in gewissem Sinne für die ganze Menschheit.“ (Redemptoris Mater 6)

Außerdem sagte der Hl. Johannes Paul II.: „Maria hört nicht auf, der „Meeresstern“ zu sein für all diejenigen, die den Weg des Glaubens gehen. Sie heben ihre Augen von verschiedenen Orten ihres irdischen Lebens zu ihr empor, weil sie erkannt hat, hat er sie auch „im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei“ (vgl. Röm 8,29) und weil sie mit mütterlicher Liebe wirkt, in der Bestimmung und Gestaltung seiner Brüder und Schwestern.“ (vgl. LG 8)

Maria ist nicht nur ein Meerstern, sondern auch ein Morgenstern. Was bedeutet diese zweite Bezeichnung „Morgenstern“? So wie dieser Stern gemeinsam mit der Morgenröte dem Sonnenaufgang vorangeht, so schritt auch Maria, von ihrer unbefleckten Empfängnis an, der Ankunft des Erlösers voran – dem Aufgang der „Sonne der Gerechtigkeit“ in der Geschichte der Menschheit.

Seien wir standhaft und gehen wir ihren Weg des Glaubens, der auch unser sicherster, kürzester und leuchtendster Weg zu Gott sein wird, dem Dreieinigen und Einzigen, in die ewige Freude!

Amen! (fotos)

 

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