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Heiliger des Monats – April 2016 | Seliger Jordan von Sachsen

Seliger Jordan von Sachsen

 

Heiliger des Monats – April 2016

Der selige Jordan von Sachsen wurde um 1185/1190 in Borgberge bei Dassel in Niedersachsen geboren und entstammte vermutlich einem angesehenen Adelsgeschlecht. Er studierte Philosophie und Theologie an der Universität in Paris, wo er zum Magister artium und zum Bakkalaureus der Theologie promovierte. Hier lernte er 1219 den heiligen Dominikus (1170 – 1222), den Gründer des Dominikanerordens, kennen und vor allem schätzen. Jordan von Sachsen war von seiner Persönlichkeit so beeindruckt, dass er ein halbes Jahr später in das dortige Dominikanerkloster Sankt Jakob eintrat. Bald darauf nahm er an der Generalversammlung in Bologna teil. Rasch erwarb sich der junge deutsche Mönch bei seinen Mitbrüdern beträchtliches Ansehen, so dass er noch als Novize an dem Generalkapitel des Ordens in Bologna teilnehmen durfte. Beim nächsten Generalkapitel im Jahre 1221 ließ ihm der heilige Dominikus die Leitung der lombardischen Provinz, welche die meisten Dominikanerklöster besaß, übertragen. Bevor Jordan noch in Bologna eintraf, starb der heilige Dominikus 1222 in Bologna.

Seliger Jordan von Sachsen

Jordan hatte sich bei den Mitbrüdern ein solches Ansehen erworben, dass man ihn auf dem Generalkapitel in Paris 1222 zum Generalmeister und damit zum zweiten Ordensgeneral wählte, obwohl er erst zwei Jahre im Orden weilte. Unter ihm breitete sich der junge Orden rasch über ganz Deutschland bis nach Dänemark aus. Jordan war ein mächtiger Prediger und besaß ebenso viel Herz wie Verstand. Er hatte ein großartiges Organisationstalent, das mit angeborener Liebenswürdigkeit und tiefer Menschenkenntnis gepaart war. Er war daher wie geschaffen für die Leitung einer Gemeinschaft, welche die Erneuerung christlichen Denkens und Handelns zum Ziel hatte. Obgleich Jordan von Natur aus aktiv und dynamisch veranlagt war, fand er doch immer Zeit für Gebet und Kontemplation. In seiner Chronik wird seine Hilfsbereitschaft gegenüber allen Armen und Leidenden gepriesen. Jedem, der sich in leiblicher und seelischer Not an ihn wandte, stand er mit allen seinen Kräften bei. Seine flammende Begeisterung für die Ausbreitung des Ordens, sein umfassendes Wissen und die großartige Suggestivität seiner Persönlichkeit verschafften dem Orden einen ungeheuren Zulauf. Professoren und Studenten bewarben sich um Aufnahme in diese Gemeinschaft. Die Dominikaner erhielten sogar zwei Lehrstühle an der Pariser Universität, sie missionierten bei den Sarazenen und traten in den Dienst der päpstlichen Kurie.

Jordan dachte aber auch an die Bedeutung des Anfangs einer Gemeinschaft wie die des Predigerordens. Darum verfasste er ein Buch darüber und schrieb im Prolog: „Damit nicht etwa die Söhne, die geboren werden und heranwachsen, in Unkenntnis seien über die Anfangsgründe des Ordens… Daher, in Christus geliebte Brüder und Söhne, nehmt das Folgende, so wie es gesammelt ist, ehrfürchtig auf und erglüht in der Nacheiferung der ersten Liebe unserer Brüder!“ Tauchte der Generalobere bei seinen zahllosen Visitationsreisen in einem Kloster von Paris, Bologna, Padua, Oxford oder anderswo auf, so umdrängten ihn sogleich Männer, die um Aufnahme ansuchten. Es ging eine große Anziehungskraft von seiner Persönlichkeit aus. In seiner Amtszeit als General verzehnfachte sich die Zahl der Aufgenommenen. Rund tausend Männer, Magistri und Scholaren, soll er in seine Klöster aufgenommen haben.

Der Ordenschronist Gerhard von Frachet (+1271) erzählt: „Er verbrachte häufig die ganze vierzigtägige Fastenzeit einmal in Paris, ein anderes Mal in Bologna.

„Was ist besser, immer nur zu essen oder immer nur zu trinken? Wie man beim Essen und Trinken abwechseln muss, so auch beim Beten und Arbeiten.“
Sel. Jordan

Wenn er hier weilte, glichen die Konvente geradezu einem Bienenstock; sehr viele traten in den Orden ein, und viele sandte er von hier aus in die einzelnen Provinzen. Kam er dort an, so ließ er viele Ordenskleider anfertigen, denn er hatte das Vertrauen zu Gott, dass er Brüder aufnehmen würde. Oft genug drängten sich über Erwarten viele zum Eintritt in den Orden, so dass nicht genug Ordenskleider aufzutreiben waren.“ Nur eine mit Energie beladene Persönlichkeit, die auch zutiefst mit Gott verbunden war, konnte eine solche Vergrößerung seines Ordens meistern. Einer der bedeutendsten Persönlichkeiten von diesen war der heilige Albert der Große, von dem man sagt, dass es der letzte war, der noch das gesamte Wissen seiner Zeit in sich vereinigte. Das Geheimnis des Ordensgenerals lag auch in seiner mitreißenden Art, zu predigen und in verständlicher Weise den Glauben zu erklären. Seiner hohen Bildung wegen ließen sich auch Professoren für den Orden gewinnen, wie der vorhin erwähnte Albertus Magnus. Sie wussten auch zu schätzen, dass die Ausbildung der Dominikaner sehr gediegen war, was damals nicht für alle Ordensangehörigen und Priester üblich war.

Eines vergaß Jordan über allen seinen Verpflichtungen nie: die Sorge für die Notleidenden und Hilfsbedürftigen. Sie zeugen von seiner Menschenfreundlichkeit und seinem Einfühlungsvermögen. Kaum einer wurde von ihm abgewiesen, wenn er in wirklicher Not war. Er war ein echter Glücksfall für die Dominikaner seiner Zeit.

Jordan von Sachsen schrieb auch viele Briefe, in denen er die Empfänger ermutigte, ermunterte und tröstete. So führte er einen regen Schriftverkehr mit Schwestern in Bologna, den St.-Agnes-Schwestern.

In einem seiner Briefe schrieb er: „Die Blumen aber werden die Tugenden sein: Eine gute Blume aber ist die Demut, eine gute die Geduld, eine gute der Gehorsam, eine gute die Güte, eine gute die Bescheidenheit oder was es Ähnliches an Tugenden gibt; besser aber als diese ist die Liebe. Häufig und gerne wird der Bräutigam das Brautgemach des Herzens besuchen, das er mit diesen Blumen bestreut und mit Schmuck erfüllt findet. Daher, meine mir in Christus teuren Töchter, strebt danach euch Tugenden dazu zu erwerben, weil dies die Frömmigkeit ist, die zu allem nützlich ist – im Gegensatz zur körperlichen Übung. Denn wie ich euch oft ermahnt habe und ermahnen werde: In Nachtwachen und im Fasten, auch in Tränen wird leicht das Maß überschritten; Tugend kann niemals zu groß werden.“  Die Verfassung, die Jordan dem Orden gab, war von echter Verbundenheit mit dem Volk geprägt. Aber besonders schöpfte er seine Kraft immer wieder aus dem mystischen Gnadenleben, das er führte.

Gott rief seinen getreuen Diener mitten aus dem tätigen Leben zu sich. Als der unermüdlich Reisende Jordan im Jahre 1237 gerade die Dominikanerklöster in Palästina besucht hatte, zerschellte bei der Rückfahrt sein Schiff in einem Sturm in der Nähe der syrischen Küste. Bei Akkon wurde der Leichnam des Heiligen an Land gespült und in der Kapelle des doriebe tigen Dominikanerklosters beigesetzt. Der Kult des seligen Jordan ist seit 1828 bestätigt. Dargestellt wird er mit der Lilie als dem Symbol der Herzensreinheit. Die Kirche feiert sein Gedächtnis am 15. Feber.

Verschiedene Aussprüche werden vom Seligen berichtet. So fragte ein Bruder, was besser sei, sich ganz dem Gebet zu widmen oder sich mit dem Studium der Heiligen Schrift zu befassen. Jordan sagte: „Was ist besser, immer nur zu essen oder immer nur zu trinken? Wie man beim Essen und Trinken abwechseln muss, so auch beim Beten und Arbeiten.“

Die Kirche begeht den Gedenktag des Sel. Jordan am 13. Februar.

 

Dr. Johannes Gamperl