Betrachtung zur Botschaft vom 25. Sept. 2016 – Dr. Angelo Carobene

„Das Gebet möge euch Leben sein“

 

„Liebe Kinder! Heute rufe ich euch zum Gebet auf. Das Gebet möge euch Leben sein. Nur so wird sich euer Herz mit Frieden und Freude erfüllen.“

Es ist die einfache Wahrheit, wenn die Mutter uns einladet, das Gebet zur Quelle unseres Lebens werden zu lassen. Es ist Gott der uns geschaffen hat, am Leben erhält, uns von Sünde und Tod befreit hat und uns schon hier auf Erden einen Vorgeschmack des ewigen Lebens schenkt.

„Gott wird euch nahe sein und ihr werdet Ihn in eurem Herzen als Freund fühlen.“

Als Philippus Jesus fragte «Herr, zeig uns den Vater», war die Antwort: «Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen» (Joh 14,8-9). In Jesus begegnen wir Gott! In ihm ist Gott uns nahe in einer leiblichen Weise. Wenn wir im Glauben Jesus begegnen, indem wir in die persönliche Beziehung mit Ihm treten, treten wir auch in eine lebendige Beziehung mit Gott. Christus hat uns in seine Nähe gerufen, um uns seine Freundschaft anzubieten. Ja, noch mehr, indem Er uns gelernt hat Gott Vater, «Abba», lieber Vater, zu nennen, hat er uns erwählt, seine Brüder zu werden. Indem wir in der Taufe am menschlichen Los Jesu teilgenommen haben, sind wir zusammen mit Ihm der Sünde und dem Tod gestorben und mit ihm sind wir auch auferstanden.

„Gott wird euch nahe sein und ihr werdet Ihn in eurem Herzen als Freund fühlen. Ihr werdet mit Ihm reden wie mit jemandem, den ihr kennt, und, meine lieben Kinder, ihr werdet das Bedürfnis haben, Zeugnis abzulegen, weil Jesus in eurem Herzen sein wird und ihr vereint in Ihm.“

Als Geschwister Jesu sind wir Kinder Gottes geworden. Weil uns der Heilige Geist geschenkt worden ist, haben wir am Leben Gottes Anteil! Wir können in der Freiheit der Kinder Gottes leben. Schon hier auf Erde, wenn wir an die immer größere Liebe Gottes glauben, werden wir uns in der Hoffnung einüben, die uns an der siegreichen Wahrheit und Liebe teilhaben lässt, die unserem menschlichen Leben eine andere Qualität schenkt. Die Vergebung der Sünden, die uns die Befreiung vom Tod spüren lässt – denn jede Sünde enthält in sich den Geschmack des Todes –, treten wir ein in die Gratis-Liebe Gottes, die uns einladet uns frei zu halten von Egoismus, Genusssucht, Hochmut und Stolz, um in Bezug auf unsere Mitmenschen das Maß der Barmherzigen Liebe Gottes anzuwenden, die Gott für uns, ganz persönlich, gehabt hat. So wie Gott mich gratis geliebt hat, so soll auch ich, meine Mitmenschen gratis lieben. Hat uns Jesus nicht das Gebot der Liebe hinterlassen, das er «Sein» Gebot nennt? «Liebt einander so wie ich euch geliebt habe». Jesus hat uns seine Gratisliebe geschenkt, hat sein Leben für uns hingegeben, damit wir befähigt werden unser Leben für unsere Mitmenschen hinzugeben. Jesus hat sein Programm uns gegenüber wortwörtlich gelebt: «Es gibt keinen besseren Freud als wer sein Leben für seine Freunde hingibt».

Wie können wir so leben? Wo ist die Quelle aus der wir die Liebe Gottes für uns und unseren Mitmenschen schöpfen können? Wenn die Quelle die geöffnete «Seite» Jesu ist, sein Herz, dann können wir nur im Gebet seine Liebe schöpfen, die wir notwendig brauchen.

Im Gebet zu bleiben heißt in der Freundschaft Jesu verankert zu sein, trotz allem was in unserem Leben geschehen mag, sei es freudig oder traurig. In einer Haltung des Gebetes zu bleiben heißt, in der Dankbarkeit zu leben, für die Gaben die Gott fortdauernd uns schenkt: empfänglich zu sein für die Gratisliebe, die er für uns und für unsere Mitmenschen schenken will. Sind wir bereit wie Bettler vor Gott zu verharren, in der Erwartung seiner Liebe, die auch Einsicht und Kraft bedeutet? Das Gebet lehrt uns einen inneren Abstand zu halten: in einer Haltung der Dankbarkeit, wenn wir vor dem Schönen und Positiven stehen; in einer Haltung der Bitte, wenn wir die Überforderung spüren und wir die notwendige Einsicht und Kraft brauchen um in seiner Liebe zu bleiben, ohne uns von Zorn, Bitterkeit, Rache, Vergeltung, Missmut und Überdruss überfallen zu lassen. Ohne ein waches Herz, das sich im Hören des Wortes Gottes in der Betrachtung einübt, und bemüht ist, sich einzuüben in der Angleichung an die Gesinnung Jesus, beim Empfang der Eucharistie: «Das ist mein Leib hingegeben für euch», «Das ist mein Blut vergossen für euch», können wir nicht Zeuge des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung Gottes sein. Gerade dann wenn wir viel zu tun haben, die Sorgen uns den Frieden rauben wollen, und die Arbeit uns ganz in Anspruch nehmen will, müssen wir uns Zeit für das Gebet nehmen. Das Gebet mit dem Herzen, der liebende freundschaftliche Umgang mit Gott, ist der Ort, wo wir die Weisheit des Heiligen Geistes empfangen, um menschlich und christlich leben zu können.

„Ich bin mit euch und liebe euch alle mit meiner mütterlichen Liebe.
Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid!“

Dr. Angelo Carobene