Betrachtung zur Botschaft vom 25 Oktober 2017 – Msgr. Dr. Leo Maasburg

Msgr. Dr. Leo Maasburg

Nur Gott kann so viel Freude schenken…

Ich rufe euch auf, in dieser Zeit der Gnade Gebet zu sein. Ihr alle habt Probleme, Nöte, Leiden und Unfrieden. Die Heiligen mögen euch Vorbild und Anregung zur Heiligkeit sein, Gott wird euch nahe sein und ihr werdet in diesem Suchen durch die persönliche Bekehrung erneuert sein.

Sorgen wir uns um die richtigen Dingen?

Die Gospa ist in ihrer Botschaft klar: Nachdem sie unsere Situation in der Welt beschrieben hat – Probleme, Nöte, Leiden, Unfrieden – lenkt sie unsere Aufmerksamkeit auf die Heiligen. Vorbild und Anregung zur Heiligkeit sollen sie uns sein. Sofort fällt mir die Heilige Mutter Teresa von Kalkutta ein, die mit ihrem unermüdlichen Wirken für die Ärmsten der Armen Licht und Liebe in die dunklen Behausungen unzähliger Menschen gebracht hat. Mutter Teresa als Vorbild – sind wir damit nicht bei weitem überfordert? Sie selbst bringt den Schreck vor dem Unerreichbaren ins Lot, als sie auf die Frage eines Journalisten, was sich denn durch ihr jahrelanges Wirken in dieser Welt verändert habe, antwortete: „Wissen Sie, ich habe nie geglaubt, ich sei fähig die Welt zu ändern. Ich habe nur versucht, ein Tropfen reinen Wassers zu sein, in dem sich Gottes Liebe widerspiegeln kann. Scheint Ihnen das wenig zu sein?“

Wie so oft nach einer ihrer schlagfertigen Antworten entstand eine Stille. Niemand wagte, etwas zu sagen. Mutter Teresa wandte sich nochmals dem Reporter zu und sagte: „Warum versuchen nicht auch Sie, ein Tropfen reines Wassers zu sein? Dann wären wir schon zwei. Sind Sie verheiratet?“

„Ja, Mutter Teresa.“

„Erzählen Sie auch Ihrer Frau davon, dann sind wir schon drei. Haben Sie Kinder?“

„Ja, drei Kinder, Mutter Teresa.“

„Dann sagen Sie es auch Ihren Kindern, dann sind wir schon sechs.“

Kein weltlicher Leistungsdruck, aber ein tiefer Glaube und eine Sehnsucht nach Gott hat diese Heilige geprägt. In einem Gebet von Kardinal Newman, das Mutter Teresa täglich gebetet hat, erkennt man, warum sie ein „Tropfen reinen Wassers“ sein wollte:

Lieber Jesus,
hilf uns, Deinen Wohlgeruch zu verbreiten, wohin wir auch gehen.
Durchflute unsere Seelen (vollkommen) mit Deinem Geist und Deinem Leben.
Durchdringe unser ganzes Sein und nimm es so vollkommen in Besitz,
dass unser Leben ein reiner Abglanz Deines Lebens wird.
Strahle durch uns und sei so in uns,
dass jeder Mensch, dem wir begegnen, Deine Gegenwart in unseren Seelen spürt.
Gib, dass wer uns anblickt, nicht mehr uns sieht, sondern nur noch Dich.
Bleib‘ bei uns, damit wir zu strahlen beginnen, wie Du strahlst,
so zu strahlen, dass wir selbst anderen ein Licht werden.
Alles Licht, O Jesus, kommt von Dir allein und nichts von uns.
Du bist es, der anderen durch uns leuchtet.
Auf diese Weise wollen wir Dich preisen, wie Du es am meisten liebst:
indem wir denen leuchten, die um uns sind.
Wir wollen Dich verkünden ohne zu „predigen“,
nicht mit Worten, aber mit unserem Beispiel,
mit der gewinnenden Kraft, mit der anziehenden Macht unseres Verstehens:
Mit einer Liebe zu Dir, deren sichtbare Fülle in unseren Herzen lebt. Amen.

Die Heilige war nicht an ihrer Wirkung nach außen, an ihrem Image interessiert, es war ihr Leben mit Gott das sie interessierte, ein reiner Tropfen Wassers zu sein, in dem sich Gottes Liebe tausendfach widerspiegeln kann. Sie war dabei auch erstaunlich unbeeindruckt von den Entwicklungen der Welt um sie herum.

Ähnliches sehen wir bei einem Heilige Apostel Paulus. Auch er scheint an Herrschern, Politikern und ihrem Machtspielen nicht sonderlich interessiert gewesen zu sein. In all seinen Briefen erwähnt er mit keinem einzigen Wort die römischen Kaiser Nero oder Diokletian, unter deren Herrschaft er immerhin zu Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Was alle Heiligen auszeichnet ist vielmehr ein fröhliches, ruhiges und gelassenes Fortschreiten in einem Leben des Gebets und der Tugenden, so gut es eben geht und die Umstände es erlauben.

Auch unsere eigene Heiligkeit hängt in ihrem Kern nicht von äußeren Umständen ab, sondern von dem guten Willen, der immer wieder die Gnade ergreift und dem göttlichen Licht folgt, das aus einem geheilten Herzen aufsteigt. „Christus und du – absolute Mehrheit!“ war der Satz, mit dem eine Erneuerungsbewegung ihre Neubekehrten nach drei Tagen mit Jesus auf den Weg zurück in die Welt schickte.

Ein Zweites: Die Heiligen haben nicht sich selbst gelebt (Röm 15, 1-3). Sie haben sich nicht aus der Welt herausgenommen und waren keine „flower-power“ – Aussteiger. Sie haben sich auch nicht in allem der Welt verpflichtet gefühlt; „Alles prüfet, das Gute behaltet“ (1 Thess 5,21). Auch wenn viele von ihnen die Welt sehr wohl umgestaltet haben, so war dies nie ihr letztes Ziel, sondern immer ein „Nebenprodukt“ der Nähe Gottes, die durch sie in die Welt hinein wirken konnte.

Der Glaube wird euch Hoffnung sein und Freude wird in euren Herzen herrschen. Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid.

Die Gospa gibt in ihrer Botschaft noch einen weiteren Hinweis: „Der Glaube wird euch Hoffnung sein und Freude wird in euren Herzen herrschen.“
Noch ein Blick auf die Heilige von Kalkutta zeigt, wie wichtig und ansteckend die Freude in ihrem und im Leben ihrer Schwestern war. Ein Treffen zwischen ihr und ihren Schwestern aus dem Orden, den sie selbst gegründet hatte, war jedes Mal mit dem Treffen einer Schulklasse von Mädchen mit ihrer Lehrerin am letzten Schultag vergleichbar. Es wurde gelacht und erzählt. Zu so einer Gruppe ihrer Schwestern, die auf einem Flughafen warteten, sagte Mutter Teresa einmal: „Wenn ihr einem Menschen begegnet, der kein Lächeln auf den Lippen hat, dann gebt ihm eines eurer Lächeln.“

Die wirkliche Freude hat tiefe Wirkungen in unserem Leben: „Wenn wir uns prüfen“, sagte die Heilige einmal, „werden wir merken, dass alle Versuchungen gegen die Reinheit und die Keuschheit dann eintreffen, wenn man traurig und launisch ist. Ein trauriger oder launischer Mensch ist ein Spielball in der Hand des Teufels. Er kann mit ihm tun, was er will. Denn wenn du traurig und launisch bist, dann wirst du dich umsehen, wo du deinen Hunger nach Liebe stillen kannst. Um keusch zu bleiben, brauchst du die Tugend der Freude. Jesus wollte, dass meine Freude in ihnen sei.“
Einmal soll ein Mann in das Haus für die Sterbenden in Kalkutta gekommen sein, ohne auch nur ein Wort zu sprechen, so erzählte Mutter Teresa: „Er ging nur durch die Reihen und als er dann wieder hinausging, sagte er zu einer Schwester: „Ich habe nicht an einen Gott geglaubt, aber jetzt glaube ich, dass es einen Gott gibt, denn es kann nur ein Gott sein, der den Schwestern in einer so schrecklichen Umgebung so viel Liebe und Freude schenkt.“
Eine ähnliche Geschichte wird von drei Muslimen erzählt, die Mutter Teresa mit in das Haus für die Sterbenden genommen hat. Als sie mit ihnen durch die Reihen der Sterbenden ging, bemerkte sie, dass einer von ihnen zurückblieb. Sie ließ die anderen beiden warten, ging zurück und sah, dass er ganz verweinte Augen hatte. Also fragte sie ihn, ob sie ihm irgendwie helfen könne. Er sagte: „Mutter Teresa, mein ganzes Leben habe ich geglaubt, dass Jesus ein Prophet war, aber heute weiß ich, dass er Gott ist, weil nur Gott kann so viel Freude beim Pflegen seines Nächsten schenken.“

Der Rat der Gospa ist, dem Vorbild der Heiligen zu folgen. Dann wird die Freude auch in unseren Herzen herrschen und die Gospa wird zu uns sagen:

Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid!