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Heilige des Monats – März 2016 | Heilge Franziska Salesia Aviat

Heilge Franziska Salesia Aviat

Die Gründerin der „Oblatinnen des
heiligen Franz von Sales“,

Heiliger des Monats – März 2016

Die Gründerin der „Oblatinnen des heiligen Franz von Sales“, Léonie Aviat, wurde am 16. September 1844 in Sézanne geboren. Als Tochter angesehener Kaufleute kam sie mit elf Jahren in das Pensionat der vom heiligen Franz von Sales (+ 1622) gegründeten „Schwestern der Heimsuchung Marias“ nach Troyes, einer Stadt im Nordosten Frankreichs. Dort lernte sie Maria Salesia Chappuis, die Oberin des Klosters, und Louis Brisson kennen, der Spiritual des Klosters und Lehrer für Naturwissenschaft, Literatur und Religion war. Diese Persönlichkeiten sollten ihr weiteres Leben entscheidend beeinflussen. Die Oberin des Klosters und der Seelsorger Brisson erkannten die herausragende Begabung des Mädchens und seine Bereitschaft für das sozial-karitative Engagement für gefährdete junge Mädchen.

Im Jahre 1864 holte Léonie Aviat in einer Brillenfabrik ihrer Heimatstadt Sézanne die Brille für ihre Mutter ab. Dieses unscheinbare Ereignis war für sie die Geburtsstunde ihres Ordenslebens. Im 19.Jahrhundert entstanden überall in Frankreich durch die Industrialisierung Fabriken, in denen junge Frauen zum Teil unter sehr schlechten Bedingungen arbeiten mussten. Da spürte Léonie, dass sie diesen Frauen helfen sollte. So ging sie zu Spiritual Louis Brisson und erzählte ihm von ihrem Wunsch. Dieser war begeistert, denn er hatte ähnliche Ideen, nämlich den jungen Arbeiterinnen beizustehen, wenn sie vom Land in die Stadt kamen. Sie sollten eine ordentliche Unterkunft, aber auch eine religiöse Erziehung erhalten, damit sie nicht auf die schiefe Bahn kämen.

Da Léonie schon längere Zeit den Wunsch in ihrem Herzen trug, sich ganz Gott zu schenken, stellte sie sich kurz entschlossen in den Dienst schutzbedürftiger Mädchen. Abbé Brisson kannte Léonies Bereitschaft. Er erzählte ihr von seinen Plänen, zur Betreuung der jungen Arbeiterinnen, die zur Arbeit nach Troyes kamen und dabei noch halbe Kinder waren, eine Ordensgemeinschaft zu gründen; sie sollte ihm dabei helfen. Sehr gerne erfüllte sie seinen Wunsch.

Heilige Franziska-Salesia – Leonie Aviat -in ihrer Jugend

Im Jahre 1866 kam Léonie in das Haus für Jungarbeiterinnen, „Les Terrasses“ genannt, um dort die Leitung des Hauses zu übernehmen. Zwei Jahre später gründete sie zusammen mit Louis Brisson die Ordensgemeinschaft der „Oblatinnen des heiligen Franz von Sales“ und begann am 30. Oktober 1866 mit dem Noviziat. Ihre Lehrmeisterin war die schon genannte Maria Salesia Chappuis. Die salesianische Spiritualität sollte ja die Grundlage der neuen Ordensgemeinschaft bilden. Am 11. Oktober 1871 legte Léonie im Mutterhaus Troyes als Schwester Franziska Salesia, wie sie sich nun nannte, ihre Ordensgelübde in der „Kongregation der Oblatinnen des heiligen Franz von Sales“ ab. Der neue Name von Léonie Aviat und der Name der mit Abbé Brisson gegründeten Kongregation bringen gut zum Ausdruck, dass der Geist des menschenfreundlichen, gütigen Bischofs von Genf das Leben und Wirken der Schwestern prägen sollte.

Ihr Leitspruch war: „Mich selbst ganz vergessen und zum Glück des Nächsten beitragen.“Dieser Vorsatz zeigt ihre Begeisterung, aber auch ihre Sorge um das Heil und das Wohl der ihr Anvertrauten. Mehrere junge Frauen wurden Novizinnen der neuen Kongregation. Papst Pius IX. befürwortete die Neugründung. Dennoch sollte es einige Jahre dauern, bis die ersten Novizinnen die ewigen Gelübde ablegen konnten. Die Politik war schuld. Am 19. Juli 1870 erklärte Preußen Frankreich den Krieg. Infolge der kriegsbedingten schlechten Arbeitslage verloren viele junge Arbeiterinnen ihre Beschäftigung. Angesichts der Sorge um die hungernden Frauen trat alles andere zunächst in den Hintergrund. Dann endlich war es soweit: Schwester Franziska Salesia legte, gemeinsam mit einigen Gefährtinnen, die ewigen Gelübde ab und wurde am 10. September 1872 auf dem ersten Generalkapitel einstimmig zur Oberin gewählt. Schwester Franziska Salesia versuchte mit großem Erfolg, die jungen Arbeiterinnen für ein freundschaftliches, von christlicher Nächstenliebe geprägtes Verhalten am Arbeitsplatz zu gewinnen und ihnen die recht verstandene Würde der Arbeit bewusst zu machen. Die Wohnheime, die sie mit Abbé Brisson errichtete, boten den jungen Arbeiterinnen Schutz vor den Gefahren der Industriestadt und waren eine gute Vorbereitung für das spätere Eheund Familienleben.

Kaum zwanzig Jahre nach der Gründung der Kongregation schickte Mutter Aviat bereits Schwestern ihrer Gemeinschaft in verschiedene Länder Europas, so nach Italien, England, Deutschland und Österreich, ja sogar nach Nord- und Südamerika sowie Südafrika. Das Amt übte sie bis 1879 aus. 1880 wechselte sie in ein Kloster nach Paris, um dort die Finanzen in Ordnung zu bringen. 1884 kehrte sie nach Troyes zurück und wurde 1893 erneut zur Generaloberin gewählt.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte das Werk von Mutter Franziska Salesia einen schweren Rückschlag. In Frankreich kam im Jahre 1903 eine kirchenfeindliche Regierung ans Ruder. Sie löste 23 Ordenshäuser der Kongregation auf und enteignete sie. Das bedeutete eine schwere Gefährdung der geistigen und materiellen Lebensgrundlagen des Werkes. Mutter Franziska Salesia suchte zu retten, was zu retten war. Sie verlegte das Mutterhaus von Troyes nach Perugia in Italien. Einige Schwestern blieben in Frankreich, um wenigstens einen Teil der Arbeiterinnenwerke und Schulen zu retten.

Mutter Franziska Salesia starb mehr oder minder plötzlich an einer Lungenentzündung am 10. April 1914 und wurde zunächst in Perugia begraben. Am 9. April 1961 wurde ihr Leichnam von Perugia nach Troyes in die Krypta Saint Gilles des Klosters der Oblatinnen des heiligen Franz von Sales überführt. Am 11. April 1961 öffnete man im Zusammenhang mit ihrem Seligsprechungsprozess den Sarg und stellte dabei die Unverwestheit ihres Körpers fest. Noch heute ist ihre sterbliche Hülle in der Krypta Saint Gilles bestattet. Viele Menschen finden immer wieder auf ihre Fürbitte Trost und Hilfe.

Mutter Franziska Salesia wurde am 27. September 1992 durch Papst Johannes Paul II. selig- und am 25. November 2001 heiliggesprochen. Der Heilige Vater sagte bei der Feier der Heiligsprechung: „Sie lebte ihre Selbsthingabe bis zuletzt. In den Mittelpunkt ihres Wirkens und des Apostolates stellte Franziska Salesia das Gebet und die Vereinigung mit Gott, wo sie Licht und Kraft fand. Bis zum Ende ihres Daseins war sie erfüllt von diesem Glaubensleben und von dem Wunsch, sich vom Herrn leiten zu lassen: ‚O mein Gott, mein Glück besteht darin, dir alle meine Absichten und alle meine Wünsche zu opfern!‘ „

Bitten wir um ihre Fürbitte:

„Gütiger Gott, du hast das Herz der heiligen Léonie Aviat mit dem brennenden Wunsch erfüllt, in einem Leben der Demut, der Annahme des göttlichen Willens und der beharrlichen Nächstenliebe Jesus, deinem Sohn, nachzufolgen. Gib uns die Gnade, nach ihrem Beispiel uns selbst zu vergessen, uns ganz hinzugeben, um dir treuer zu dienen und zum Glück des Nächsten beizutragen. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.“

Der Gedenktag der Hl. Leonie ist der 10. Januar.

Dr. Johannes Gamperl