Vorwort von Dr.Christian Stelzer – Oase 12/2019

Vorwort von Dr.Christian Stelzer

Oase des Friedens 12/2019

Straßen des Herrn

90 Prozent der Österreicher feiern Weihnachten, für zwei Drittel von ihnen ist es ein Fest der Familie, 43 Prozent freuen sich in diesen Tagen auf Besinnlichkeit und Stille. 80 Prozent der Befragten stellen einen Christbaum auf, in über 35 Prozent der Familien wird am Heiligen Abend gesungen, wobei „Stille Nacht“ das Lieblingslied ist, gefolgt von „Leise rieselt der Schnee“. 850.000 Österreicher wollen am 24. Dezember eine Mette besuchen, und das, obwohl einer Wertestudie der Universität Wien zufolge, die Wichtigkeit von Religion in der Bevölkerung im Vergleich zur Umfrage vor zehn Jahren abgenommen hat. Weihnachten als das schönste Fest des Jahres zeigt damit auch, wie sehr unter all dem Profanen die Sehnsucht nach Religiösem wach bleibt, ein Durst, den die Welt nicht stillen kann.

Bischof Reinhold Stecher (1921 – 2013) schrieb zu Weihnachten 1989 in einem Text mit dem Titel „Bahnt Ihm die Straßen“ so anschaulich: „Von meinem Schreibtisch geht der Blick hinunter in die Altstadtgassen, über die sich seit Wochen die Lichtgirlanden spannen. Die in Helligkeit getauchten Pflasterwege unter der Dezembernacht haben etwas Anheimelndes. Auf meinem Schreibtisch liegt aufgeschlagen das Buch des Propheten Jesaja, und darin ist auch von Straßen die Rede. Er singt dem Kinde von Bethlehem schon siebenhundert Jahre vorher ein Begrüßungslied: „Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott! Ebnet den Weg, räumt die Steine beiseite…!“
Wo sind sie, diese Wege Gottes in unserer Zeit? Die strahlenden Geschäftsstraßen kann man wohl nicht ohne weiteres damit identifizieren. Gibt es in unserer Epoche so etwas wie ein Straßenbauprogramm Gottes? Zeichnen sich in Kirche, Gesellschaft und Weltbewusstsein von heute Trassen des Geistes und des Herzens ab, die man als „Straßen des Herrn“ bezeichnen könnte, Straßen, die nach Bethlehem führen und darüber hinaus in eine erlöstere Welt? Ich glaube, dass es dieses Straßenprogramm Gottes gibt. Nur liegt es meist im Schattendunkel unseres Bewusstseins.
Manchmal mag die Straße zur Transzendenz in unserer Gesellschaft eine Unterflurtrasse sein, aber die verschwindet nicht. In tausend Sehnsüchten tritt sie immer wieder hervor. In aller Welt brechen die Sucher und Wallfahrer auf, im wirklichen und im übertragenen Sinn.
Es gibt also nicht nur die girlandengeschmückten Altstadtgassen, die mit ihrem traulichen Schein eine fröhliche Weihnacht zuflüstern. Es gibt in unserer dunklen Welt auch die Straßen des Jesaja, die großen Trassen Gottes, auf denen die Menschen dem Heil zuwandern, das in der Nacht von Bethlehem auf die Erde kam.

Maria lädt uns in ihrer Botschaft vom 25. November 2019 zum Gebet für den Frieden in unseren Herzen und Familien ein, „damit Jesus in euch geboren werden und euch seine Liebe und seinen Segen geben kann. Denn die Welt befindet sich im Krieg, weil die Herzen voller Hass und Eifersucht sind…. Sucht ihn (Jesus), betet, und er wird sich euch im Kind schenken, das Freude und Friede ist.“, so die Gottesmutter.

Diese Ausgabe der OASE ist Prälat Dr. Johannes Gamperl gewidmet, der am 18. November 2019 im 84. Lebensjahr verstorben ist. Dr. Gamperl war mehr als zwei Jahrzehnte lang geistlicher Begleiter der Gebetsgemeinschaft Oase des Friedens. 23 Jahre lang stellte er monatlich in unserer Zeitschrift OASE des FRIEDENS einen Heiligen oder Seligen der Kirche vor oder schrieb über ein liturgisches Fest, das in diesen Monat fiel. Oft betrachtete er die Botschaften vom 25. des Monats, von denen er überzeugt war, dass sie eine Aktualisierung der Worte Jesu für unsere Zeit sind. Johannes Gamperl, der in Bibelwissenschaften doktoriert hatte, reflektierte und analysierte die Botschaften der Gospa im Lichte des Evangeliums und in Bezug auf die Texte des II. Vatikanischen Konzils und war überzeugt, dass sie der wesentliche Impuls für die Neuevangelisierung sind. (Seine Bücher „Ein Weg mit Maria“ mit den Botschaftsbetrachtungen sind über www.gebetsaktion.at erhältlich).

Zur Betrachtung der Botschaft der Königin des Friedens von 25. November lädt uns in dieser OASE Mag. Zlatko Saravanja ein. Zlatko ist ständiger Diakon der Erzdiözese Wien, er stammt aus der Nähe von Medjugorje und ist mit den Ereignissen am Wallfahrtsort von früher Jugend an vertraut.

Viel Freude am Lesen, einen gesegneten Advent und ein frohes Weihnachtsfest wünscht Ihnen

Christian Stelzer