Betrachtung zur Botschaft vom 25. Dez. 2016 – Dr. Reinhard Pichler

Mit großer Freude bringe ich heute meinen Sohn Jesus zu euch

Die wunderbare Weihnachtsbotschaft der Gospa spannt einen prophetischen Bogen für das neue Jahr. Es sind fünf Schritte, die wir gehen sollen, um ganz offen zu sein für den Anruf Gottes:

• Annehmen des Geschenks von Gott Vater: Maria bringt uns mit großer Freude ihren Sohn Jesus.
• Unsere Empfangsbereitschaft: Es ist eine Gnade, dass wir Jesus empfangen können.
• Unser geistlicher Kampf: Der Himmel ist mit uns und kämpft für uns! Es geht um unser inneres Leben, unser Seelenheil, um die angegriffenen Familien und um den Weltfrieden.
• Unsere wichtigste Aufgabe, auf die der ganze Himmel (und die Welt) wartet: Unsere Gebete helfen dem ganzen Himmel.
• Unser Ziel: An der Hoffnung festhalten und unser Blick und unser Herz immer in Richtung Himmel und Ewigkeit auszurichten.
Diese fünf Schritte führen uns in den Himmel und nicht nur uns, sondern auch viele andere, die ohne uns den Weg nicht so leicht finden würden. Wie gut ist es, dass wir als Wegbegleiterin und Wegweiserin unsere liebe Gospa haben, sie geht uns voran und lehrt uns in ihren Botschaften alles, was wir brauchen, um unser ewiges Heil zu erlangen. Danke, Gospa!
Ich lade Sie, liebe Leserinnen und Leser, ein, die einzelnen Schritte, die in der Weihnachtsbotschaft beschrieben werden, zu betrachten und innerlich betend nachzuvollziehen:

 

Mit großer Freude bringe ich heute meinen Sohn Jesus zu euch, damit er euch seinen Frieden schenke.

1. Schritt: Annehmen des Geschenks von Gott Vater: Maria und Jesus.

Sie ist wahrhaft voller Freude, wie wir es auch vom Magnifikat (Lk 1,46ff) kennen, da Maria es trotz aller Gefahren und Ungewissheit als Freude erleben durfte, den Erlöser der Welt der ganzen Menschheit bringen zu dürfen. Bis heute ist es Maria, die uns den Erlöser Jesus Christus (nahe)bringt. Und es ist Gott Vater, von Ewigkeit her, der in seinem göttlichen, weisen Ratschluss Maria auserwählt hat, dass sein Sohn in ihr Mensch werden sollte. Jesus ist der Friedenskönig, Maria die Königin des Friedens. Religion, die Gewalt predigt oder auslebt, ist nicht im Sinne des Evangeliums. Gott hat sich als kleines, wehrloses Kind geoffenbart, der mit Maria und Josef vor der Gewalt fliehen musste, um nicht von Beginn an getötet zu werden. Das Geschenk Gottes des Vaters, der allmächtig ist, ist ein wehrloses Kind, geboren von einer demütigen Frau, die Gott hundertprozentig vertraut hat, ohne Wenn und Aber (wie es beispielsweise Zacharias tat; vgl. Lk 1,18). Jedes wehrlose Kind ist ganz abhängig von der Liebe der Mutter und dem Schutz von anderen. Keine Macht oder Gewalt hat hier Platz. Entscheiden wir uns also in Schritt 1, Maria und Jesus ganz bewusst als Geschenk anzunehmen und seinen Frieden wahrzunehmen und selbst auch zu leben. Jesus schenkt uns seinen Frieden durch Maria, und Maria segnet uns mit ihrem Sohn Jesus. Es ist wie der eucharistische Segen: Maria, die Monstranz, die Jesus trägt, und Jesus, der im Zentrum, im Allerheiligsten, sich allen anbietet und angebetet werden will, dass wir ihm gleichförmig werden. Ein Geheimnis erfasst man immer nur mit der Grundhaltung der Ehrfurcht. Die Ehrfurcht ist der Schlüssel zu jedem geistlichen Geheimnis. Dies führt uns zum 2. Schritt:

Öffnet eure Herzen, meine lieben Kinder, und seid froh, dass ihr Ihn empfangen könnt.

2. Schritt: Unsere Empfangsbereitschaft: Gnade, Jesus zu empfangen.

Öffnen wir unser Herz mit allem, was wir sind und haben! Wie geht das? Im Blick auf das Allerheiligste oder auf das wehrlose, lächelnde Jesuskind in der Krippe tun wir uns leicht, keine Angst vor Jesus zu haben.

Jesus in der Eucharistie zu empfangen: Was gibt es Schöneres, Erfüllenderes, Erhabeneres, Gnadenvolleres? Gott in mir und ich in ihm. Wir sind eins, wir sind innig verbunden, und doch bleibt Jesus Gott und ich Mensch. Der Empfang der Eucharistie öffnet aber mein Herz für die Wirklichkeit Gottes, für seine Gegenwart und sein wunderbares Wirken an mir, aber auch an der ganzen Menschheit, von Beginn der Schöpfung bis zur Wiederkunft Christi. Unsere Bitte an Gott, unsere Aufgabe, ist leicht: Richten wir unseren inneren Empfänger auf Gott und den Himmel aus und nicht auf andere Programme, die in der Welt laufen! Es ist eine einfache Entscheidung, die aber nur ich selbst mit meinem freien Willen treffen kann. Es ist wie beim Fernsehen oder Radio: Ich entscheide, welchen Sender ich einstelle und dann auch anschaue bzw. anhöre; ich entscheide, ob ich einschalte oder nicht, und was ich schaue und höre. Diese Grundhaltung der Entschiedenheit ist die Basis für den nächsten Schritt, den die Gospa uns vor Augen führen will:

Der Himmel ist mit euch und kämpft für den Frieden in euren Herzen, Familien und in der Welt…

3. Schritt: Unser geistlicher Kampf: Der Himmel ist mit uns und kämpft für uns!

Ich kann mich aufgrund meines freien Willens für oder gegen das Gute entscheiden, für oder gegen Gott. Kampf ist ein Wort des Krieges und der Gewalt, aber im Reiche Gottes wird mit anderen Mitteln „gekämpft“ (vgl. auch 1 Kor 4 u.ö.). Es geht um „Gewaltlosigkeit“, und unsere größte „Waffe“ ist die Reinheit unseres Herzens. In diesem Sinne ruft uns die Gospa auf, mit unserer Hingabebereitschaft und Liebesfähigkeit für den Frieden in unseren Herzen, Familien und in der Welt zu kämpfen, zu ringen, zu beten – also alles zu tun, damit der Friede möglich werde. Nicht mit herkömmlichen Mitteln der Gewalt kämpft der Himmel für uns und ist er mit uns! Es geht um unser inneres Leben, unser Seelenheil, um die angegriffenen Familien und um den Weltfrieden. Wir können viel für unser Seelenheil tun, indem wir die Botschaften der Mutter Gottes befolgen. Schwieriger ist es bei den Familien: Die Familie ist für die Welt lebensnotwendig. Fakt ist, dass weltweit Familien heute angegriffen, ja verwundet werden und der Heilung bedürfen, um zur Entfaltung zu kommen und ihre Aufgabe in der Welt erfüllen zu können. Geschieht dies nicht, sind negative Folgen für die nächste Generation zu erwarten. Jede Familie trägt zum Miterlösungswerk in der Kraft Christi bei. Jede Hauskirche macht Christus in der Welt gegenwärtig. Das Sakrament der Ehe vermittelt Heil: den Eheleuten, ihren Kindern und der Welt.

Schließlich geht es um die ganze Menschheitsfamilie, um die ganze Welt. Die Schöpfung liegt bis zum heutigen Tag in Geburtswehen (Röm 8,22), und an uns liegt es, an der Erlösung mitzuwirken. Dies ist unsere Hauptaufgabe, zu der wir von Ewigkeit her berufen sind. So führt uns die Gospa zum nächsten Schritt:

…und ihr, meine lieben Kinder, helft mit euren Gebeten, dass es so sein wird.

4. Schritt: Unsere Aufgabe: Unsere Gebete helfen dem ganzen Himmel.

Warum braucht uns der Himmel? Es ist doch eher umgekehrt, dass wir den Himmel brauchen! Es stimmt beides. Unsere wichtigste Aufgabe, auf die der ganze Himmel (und die Welt) wartet, ist die Teilhabe am Erlösungswerk Christi als Söhne und Töchter Gottes, als Getaufte, die teilhaben am Priestertum, Königtum und Prophetenamt Jesu. Maria hat diese Aufgabe als erste in Ganzhingabe übernommen und ohne Wenn und Aber gelebt und durchlitten. Sie ist daher die Mediatrix, die Mittlerin aller Gnaden, und auch wir sind dazu aufgerufen, es ihr gleich zu tun und Werkzeug Gottes für die Welt zu sein.

Das Zweite Vatikanische Konzil bezeichnet in der Dogmatischen Konstitution “Lumen Gentium“ im Kapitel 62 Maria als Mittlerin: „In ihrer mütterlichen Liebe trägt sie Sorge für die Brüder ihres Sohnes, die noch auf der Pilgerschaft sind und in Gefahren und Bedrängnissen weilen, bis sie zur seligen Heimat gelangen. Deshalb wird die selige Jungfrau in der Kirche unter dem Attribut der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistandes und der Mittlerin angerufen. Das aber ist so zu verstehen, dass es der Würde und Wirksamkeit Christi, des einzigen Mittlers, nichts abträgt und nichts hinzufügt.“ Natürlich nicht, denn sie steht ganz in Verbindung mit Gott, eingeordnet in seinen Heilswillen, und dadurch kann Gott Maria so gut für sein Heilswerk und sie als Miterlöserin verwenden. Auch wir sündige Menschen, die aber von ganzem Herzen Gott lieben und ihm nachfolgen wollen und auf die Gospa hören, sind zur Miterlöserschaft eingeladen und berufen. Deshalb braucht uns der Himmel, weil wir ergänzen dürfen, was noch fehlt (Kol, 1,24; 1 Thess 3,10; auch Röm 8,19); und weil Jesus uns gesagt hat, dass wir noch größere Werke vollbringen werden (Joh 14,12).

Ich segne euch mit meinem Sohn Jesus und rufe euch auf, dass ihr die Hoffnung nicht verliert und dass euer Blick und euer Herz immer zum Himmel und zur Ewigkeit ausgerichtet sind.

5. Schritt: Unser Ziel: Blick und Herz auf die Ewigkeit ausrichten.

Wenn wir unsere Aufgabe, also den Schritt 4, ernst nehmen, ergibt sich der Schritt 5, unser Ziel, wie von selbst. Es ist nicht immer leicht, an der Hoffnung festzuhalten, wie es auch in Röm 8,24f u.ö. steht. Zwei Dinge gibt uns die Gospa mit, wie Fixsterne, damit wir unser Ziel NIE aus den Augen verlieren: An der Hoffnung festhalten und unseren Blick und unser Herz immer in Richtung Himmel und Ewigkeit auszurichten.

Danke, Gospa, dass Du uns diese wunderbare Anleitung zu Weihnachten geschenkt hast! Sie gibt uns Hoffnung für das kommende Fatimagnadenjahr 2017 und lässt uns vertrauen, dass, wenn wir Deinem Ruf folgen, sich weltweit(!) und für die kommenden Generationen alles zum Besten wenden wird.

Dr. Reinhard Pichler