Seid Licht und Zeugen all jenen, denen ihr begegnet

Pater Marinko Šakota OFM

Ich bin bei euch, um euch zu sagen…

Ich glaube, dass in uns allen die Frage aufsteigt: Warum ist die Muttergottes zu uns gekommen? Warum erscheint sie so lange und was will sie mit ihrem Kommen erreichen?

In den Botschaften offenbart uns die Gospa (kroatisch für Muttergottes) die Gründe, warum sie bei uns ist. Nennen wir einige:

• sie möchte uns sagen, dass Gott existiert (in den ersten Tagen der Erscheinungen),

• sie möchte uns helfen, wahren Frieden zu finden,

• sie möchte uns lehren, wie man betet, wie man liebt …

In dieser Botschaft gibt uns die Muttergottes eine weitere Klarstellung: „Ich bin bei euch, um euch zu sagen…“ Die Muttergottes möchte uns also etwas sagen. Was sie uns sagen will, kann nicht unwichtig sein. Hören wir auf die Mutter: „Ich bin bei euch, um euch zu sagen, dass ich euch liebe und euch zum Beten anrege.“

Warum will uns die Muttergottes das sagen? Liegt es nicht daran, dass wir es oft vergessen oder uns dessen nicht bewusst sind?

 

…dass ich euch liebe…

Unsere Liebe Frau möchte uns zunächst sagen, dass sie uns liebt. Wir würden sagen: Nichts Besonderes. Weil wir uns an diese Worte gewöhnt haben, und auch an jene: „Liebe Kinder!“ Aber das Problem besteht gerade darin, dass wir uns daran gewöhnt haben, sodass uns diese Worte nicht mehr berühren, wir erleben sie nicht mehr. Deshalb möchte uns diese Botschaft wachrütteln, um die unglaubliche Wahrheit zu verstehen: Unsere Liebe Frau liebt uns! Die Gospa liebt dich! Sie liebt auch mich! Können wir uns daran gewöhnen?! Nun, es ist fast unwirklich, unglaublich! Warum liebt mich die Muttergottes? Weil ich es verdient habe? Weil ich in diesem Universum so wichtig bin?

Hier geht es nicht nur um uns, sondern um Unsere Liebe Frau: Ihre Liebe ist wunderbar. Ihre Liebe ist so groß, dass sie uns trotz unserer Schwächen und Sünden liebt. Ihre Liebe sagt uns, dass sie sich um uns kümmert, dass wir ihr wichtig sind, dass sie unsere Mutter und wir ihre Kinder sind. Die Liebe einer Mutter ist so groß, dass sie leidet und weint, wenn wir in die falsche Richtung gehen. Sie liebt uns, weil sie möchte, dass es uns gut geht, und weil sie uns helfen möchte.

Wenn wir glauben und ein offenes Herz haben, heilen diese Worte – „Ich liebe dich“ – unser verletztes Herz, sie bringen uns Frieden und Freude und geben uns Sicherheit, weil wir wissen: Die Mutter, die mich liebt, ist bei mir! Und noch etwas: Diese Worte wecken in uns das Bedürfnis, auf diese Liebe zu antworten. Denn wie könnten wir der wunderbaren, unverdienten Liebe unserer himmlischen Mutter gegenüber gleichgültig bleiben?

 

…und euch zum Gebet anrege…

Noch etwas möchte die Muttergottes: uns zum Beten anregen. Viele Gläubige stellen die Frage: „Warum ruft uns die Muttergottes so häufig zum Gebet?“ Sie denken, dass auch andere Dinge im Leben wichtig sind! Das ist wahr, aber die Muttergottes ruft uns zum Beten auf, denn genau das vergessen wir. Es mag für uns seltsam klingen, aber mit ihren beharrlichen Gebetsaufrufen möchte die Muttergottes nichts anderes sagen, als dass wir ganzheitlich leben sollen. Nicht einseitig, sondern ganzheitlich. Nicht auf einem, sondern auf beiden Beinen. Ora et labora – bete und arbeite – ist die Regel des hl. Benedikt. Es ist ein vollständiges Leben: Beten, aber nicht nur beten, sondern auch arbeiten. Arbeiten, aber nicht nur arbeiten, sondern auch beten. Beides.

Wir leben ganzheitlich, wenn wir uns nicht nur um den Körper, sondern auch um die Seele kümmern. Ein erfülltes Leben ist, wenn wir den Körper, aber auch die Seele nähren, wenn wir den Körper reinigen, uns waschen und duschen, aber auch die Seele. Nahrung für die Seele findet sich vor allem in der Eucharistie und im Wort Gottes. Die Reinigung der Seele geschieht meist in der Beichte.

Die häufigen Gebetsaufrufe der Muttergottes sind ein Zeichen dafür, dass wir nicht beten, und das bedeutet, dass wir nicht ganzheitlich, sondern einseitig leben, dass wir nur auf einem Bein stehen und uns zu sehr um materielle Dinge sorgen. Wer ist also einseitig? Gläubige, die in die Kirche gehen, die beten und arbeiten, oder jene, die nicht in die Kirche gehen, nicht beten, sondern nur arbeiten, nur an materiellen Gewinn denken?

 

…denn Satan ist stark und jeden Tag wird seine Kraft stärker durch jene, die den Tod und den Hass gewählt haben…

Ein weiterer Grund, warum uns die Gospa zum Gebet aufruft, ist die Macht Satans. Wir brauchen keine Angst zu haben, denn Gott ist stärker. Und Satan ist auch nicht in allem und überall um uns herum. Aber sind diejenigen, die denken, dass Satan nicht existiert, nicht blind? Unsere Liebe Frau erinnert uns daran, dass Satan existiert und dass wir ihn nicht unterschätzen dürfen.

Gottes Wort lehrt uns, dass Satan der Feind des Menschen und der Vater der Lüge ist.

Das ist zugleich die Falle, in die viele tappen. Denn Satan präsentiert sich nie als Feind des Menschen, sondern als sein Freund, nicht als Vater der Lüge, sondern der Wahrheit, nicht als Dunkelheit, sondern als Licht. Luzifer bedeutet Lichtträger. Er überzeugt Adam und Eva, dass sie Götter sein werden und dass es keine Sünde ist, wenn sie Gottes Gebot brechen. Er gibt vor, Jesus in der Wüste zu helfen, indem Steine in Brot verwandelt werden. Da er der Feind und Vater der Lüge ist, gelingt es ihm, viele auf das „dünne Eis“ zu locken. Das bedeutet nicht gleich, dass Satan schon am Werk ist, wenn wir negative Gedanken über jemanden oder Gefühle wie Wut, Neid oder Hass hegen. Aber wir müssen achtsam sein, wenn solche Dinge auftauchen, denn Satan möchte unsere Emotionen ausnutzen und uns für seine Zwecke missbrauchen. Wir haben die Erfahrung gemacht, wie ein Funke ein Feuer entzündet, wie ein gewöhnlicher negativer Gedanke oder ein negatives Gefühl einen Streit, Meinungsverschiedenheiten und Unversöhnlichkeit hervorrufen kann, und das ist genau das, was Satan will.

Deshalb ruft uns die Muttergottes zum Gebet auf, denn wenn wir beten, wenden wir uns wieder Gott zu und bitten ihn um Hilfe und Schutz. Wenn wir den Herrn bitten, unseren Glauben zu stärken und unsere Liebe zu vermehren, werden wir innerlich stärker und bereiter, dem Bösen zu widerstehen.

Wir können Prüfungen nicht vermeiden. Gottes Wort lehrt uns, dass es gleich zu Beginn der Erschaffung des Menschen Prüfungen gab. Aber Adam und Eva haben die Prüfung nicht bestanden. Dann wollte Satan auch Jesus in Versuchung führen. Aber Jesus hat gesiegt. Warum? Weil er betete und fastete.

 

Ihr, meine lieben Kinder, seid Gebet und meine ausgestreckten Hände der Liebe für alle, die in der Finsternis sind und das Licht unseres Gottes suchen.

Wessen Hände und wessen Stimme werden wir sein? Wir können nicht neutral sein. Wir sind immer die Mitarbeiter von irgendjemandem. Wenn wir zu Satan gehören, wird er seinen Einfluss durch uns verstärken und so wird sich das Böse ausbreiten. Wem dienen wir zum Beispiel, wenn wir negative Geschichten, Klatsch und Verleumdung über andere erzählen? Wessen Instrumente sind wir, wenn wir Menschen hassen und nicht vergeben?

Es ist der Wunsch der Gottesmutter, dass wir ihre ausgestreckten Hände der Liebe für Menschen sind, die sich in der Finsternis befinden. Wir werden dazu in der Lage sein, wenn wir uns daran erinnern, dass die Muttergottes uns liebt. Es ist Weisheit, wenn wir verstehen: Die Muttergottes liebt mich. Mich – der ich so schwach und sündig bin. Das bedeutet, dass ich wichtig bin und dass die Muttergottes auf mich zählt. Wie kann ich auf eine solche Liebe nicht reagieren? Kann ich eine solche Chance, die mir geboten wird, ungenutzt lassen?

Im Ruf der Gospa spüren wir, dass sie mit ihren eigenen Händen Frieden und Liebe zu den Menschen bringen will, die in der Finsternis, in der Sünde, fern von Gott und Gottes Liebe, in Konflikten und Kriegen, in Unversöhnlichkeit, in Depressionen sind … Aber sie kann es nicht alleine schaffen, sondern nur durch dich und mich.

Für uns ist es heute nicht leicht, den Ruf Unserer Lieben Frau zu verstehen, ihn zu leben und ihr zu folgen, denn auch wir Christen sind Kinder unserer Zeit, und das bedeutet, dass die Gesellschaft, die Medien, die Schule… auch uns beeinflusst. Besteht heute nicht eine Tendenz, nur für sich selbst zu leben, damit ich mich gut fühle? Gibt es nicht vor allem den Gedanken: „Ich interessiere mich nicht für andere. Ich lebe mein Leben.“

Indem uns die Gospa einlädt, ihre ausgestreckten Hände des Friedens und der Liebe für die Menschen zu sein, die in Dunkelheit und Sünde leben, will sie nichts anderes als das, was Jesus will: Dass wir nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere leben. Und warum will er das? Wir können diese Frage nur beantworten, wenn wir verstehen, was seine Liebe ist.