Ihr Lieben! Mit Freude wende ich mich an euch, die ihr am Jugendfestival in Medjugorje teilnehmt, welches eine Gelegenheit ist, euren Glauben zu feiern und zu erneuern. Ich möchte, dass ihr diese Tage als eine geistliche Pilgerreise durchlebt, die euch zur Begegnung mit dem Herrn führen wird: in der Eucharistie, der Anbetung, der Beichte, den biblischen Katechesen, dem Rosenkranzgebet, in Stille, aber auch durch Zeugnisse. Papst Franziskus an die Teilnehmer des MLADIFEST, Medjugorje, 26. – 30. Juli 2023. 

Von Anfang an waren es die Dorfbewohner und Gläubigen aus der Gegend, die bereit waren, jene außergewöhnlichen Ereignisse anzunehmen, welche am 24. Juni 1981 in Medjugorje begonnen haben. Der bis dahin unbekannte Ort auf einer fruchtbaren Ebene „zwischen den Bergen“ inmitten des herzegowinischen Karstgebiets ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte Europas mit jährlich drei Millionen Pilgern geworden.

„Warum erscheinst du hier?“, haben die sechs Jugendlichen die Lichtgestalt, die sie schwebend über dem Hügel Podbrdo erblickt hatten, gefragt, und bekamen zur Antwort: „Weil ich hier noch Glauben gefunden habe.“ Marienerscheinungen in einem kommunistischen Land waren für jene, die daran glaubten, mit Konsequenzen verbunden. Das wussten alle Dorfbewohner und auch die Menschen aus der Gegend, war doch ihr Glaube durch Jahrhundert unter Prüfungen und unvorstellbaren Opfern gewachsen. Die letzte große Verfolgungswelle erlebten die Katholiken nach 1945, als viele Priester und Gläubige umgebracht oder zur Zwangsarbeit verurteilt wurden. Am dritten Erscheinungstag nahm Vicka, eine der Jugendlichen, Weihwasser und Salz mit, wie es ihr von ihrer Großmutter geraten worden war, um damit die Erscheinung zu besprengen. Dabei sagte sie: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wenn Du die Muttergottes bist, dann bleib. Wenn nicht, dann geh weg!“ Die Erscheinung lächelte wie zum Zeichen, dass es ihr recht ist, wenn der Glaube geprüft wird. Auf die Frage der Seher, wer sie sei, gab die Lichtgestalt zur Antwort: „Ich bin die Königin des Friedens.“ Die Kunde von den Erscheinungen der Gottesmutter in Medjugorje verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Von überall her strömten die Menschen zum Podbrdo im Ortsteil Bijakovici. Bald berichtete man von Gebetserhörungen, Heilungen, geistlichen Berufungen und Wundern der Umkehr des Herzens.

Die kommunistische Regierung blieb nicht lange untätig: Am neunten Erscheinungstag, dem 2. Juli 1981, sperrten Polizisten den Zugang zum Erscheinungsberg. Eine Volksmiliz musste von nun an den Podbrdo bewachen. Am 17. August 1981 wurde Pater Jozo Zovko OFM, der damalige Pfarrer von Medjugorje, unter einem Vorwand verhaftet und im Zuge eines Scheinprozesses zu dreieinhalb Jahren verschärfter Gefängnisstrafe verurteilt. Der zuständige Bischof von Mostar, Pavao Žanić, der anfangs öffentlich verkündet hatte, dass die Seher nicht lügen, wandte sich während dieses Prozesses gegen Medjugorje – auf Druck der Kommunisten, wie viele vermuten.

Die von Bischof Zanic 1982 einberufene Untersuchungskommission kam zu einem negativen Urteil, wobei der Bischof die Ergebnisse der bereits vorliegenden wissenschaftliche Untersuchungen ignorierte. Wegen der schon überregionalen Bedeutung der Geschehnisse in Medjugorje wurde die Zuständigkeit für die Untersuchungen der Erscheinungen der jugoslawischen Bischofskonferenz übertragen, die am 10. April 1991 ihre Ergebnisse veröffentlichte. In der sogenannten „Erklärung von Zadar“ teilten die Bischöfe mit, dass „auf der Basis dieser Untersuchungen bis jetzt nicht bestätigt werden kann, dass es sich um übernatürliche Erscheinungen und Offenbarungen handelt“, dass aber das Geschehen vor Ort ihre pastorale Sorge erfordert und sie zu „diesem Zweck besondere und brauchbare liturgische und pastorale Direktiven erlassen werden.“

Kurz darauf begann der Balkankrieg, und die jugoslawische Bischofskonferenz zerfiel.

Zum Jahreswechsel 2009/2010 besuchte Kardinal Christoph Schönborn den herzegowinischen Wallfahrtsort. Seine Worte bei der Mitternachtsvigil zu Silvester lösten ein großes Echo aus: Er sei nach Medjugorje gekommen, um der Mutter des Herrn nahe zu sein. In einem Interview mit der kroatischen Tageszeitung „Vecernji list“ betonte er einige Tage später, dass es notwendig sei, das Phänomen Medjugorje zu „entdramatisieren“, in die normale Pastoral zu integrieren und im Licht des Zweiten Vatikanischen Konzils zu studieren; der „sensus fidelium“, der Glaubenssinn der Getauften, spiele in den Vorgängen um Medjugorje eine wichtige Rolle. Dabei nannte er vier Beispiele von evidenten Früchten von Medjugorje in seiner Diözese: die Priesterberufungen, Bekehrungen, Heilungen und Gebetsgruppen.

Kurz danach setzte Papst Benedikt XVI. unter der Leitung von Kardinal Camillo Ruini eine Kommission ein, welche, bestehend aus 15 Kardinälen, Bischöfen und Sachverständigen, im März 2010 ihre Arbeit aufnahm und dabei die Ereignisse von Medjugorje untersuchen sollte. Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden Papst Franziskus Anfang 2014 übergeben. Am 11. Februar 2017 bestimmte Papst Franziskus den polnischen Erzbischof von Warschau-Praga, Henryk Hoser SAC, zu seinem Sonderbeauftragten für Medjugorje. Ein Jahr später, am 31. 5. 2018, dem letzten Tag des Marienmonats Mai, ernannte der Papst Erzbischof Hoser zum Apostolischen Visitator für Medjugorje. Einher ging damit die Übertragung der pastoralen Kompetenz von der Diözese Mostar hin zum Apostolischen Visitator. Wieder ein Jahr später, am 12. Mai 2019, wurde die Entscheidung von Papst Franziskus verkündet, dass Wallfahrten nach Medjugorje ab sofort offiziell von Diözesen und Pfarren organisiert werden können. Die Entscheidung des Papstes sei seelsorglich motiviert angesichts des „beträchtlichen Zustroms nach Medjugorje und der reichen Früchte der Gnade, die daraus entstanden sind“, hieß es in der Erklärung. Nach dem überraschenden Tod von Erzbischof Hoser am 13. August 2021 ernannt Papst Franziskus am 27. November 2021 den bisherigen Nuntius der Niederlande, Erzbischof Aldo Cavalli, zum Apostolischen Visitator für Medjugorje mit einer besonderen Rolle für die Pfarrei auf unbestimmte Zeit und ad nutum Sanctae Sedis (bis auf Widerruf, Anm. d. Red.).

Die Charakteristik dieses Orts ist das Gebet, die Gnade und Barmherzigkeit. Barmherzigkeit heißt, Gott schenkt dir sein Herz, obwohl du das nicht verdient hast. Das ist die Gnade. Hier finden wir das .bernatürliche im Natürlichen. Und das hat alles angefangen auf diesem Hügel hier. Dort hat ein unglaublicher Moment der Gnade angefangen. Und weil man nicht weiß, wie man es ausdrücken soll, nennt man es das „Phänomen von Medjugorje“. Ein Phänomen ist etwas, das sich ereignet, obwohl man nicht weiß, wie und warum es geschieht. Ich bin auch deswegen vom Vatikan entsandt. Es gibt im Vatikan eine Kommission, die für die Glaubenskongregation dieses Phänomen untersucht – die Erscheinungen und die Botschaften, ob sie echt oder unecht sind – und diese arbeitet weiter, weil das Phänomen andauert. Es gibt aber ein Faktum, von dem aus alles begonnen hat, einen Moment der Spiritualität, der so stark war, dass er nicht mehr aufhört. Erzbischof Aldo Cavalli, Medjugorje, 21. Juli 2023

Die Seher
Drei der Seher erleben laut ihrem Zeugnis bis heute täglich die Begegnungen mit der Gottesmutter:

Marija Pavlovic-Lunetti
ist verheiratet, Mutter von vier Söhnen und lebt derzeit vorwiegend in Medjugorje. Durch sie gibt die Gottesmutter an jedem 25. des Monats eine Botschaft für die Pfarre und die ganze Welt. Ihr wurden bisher neun Geheimnisse anvertraut.

Vicka Ivankovic-Mijatovic
ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und lebt in der Nähe von Medjugorje; ihr besonderes Charisma ist das Gebet für die Kranken. Bisher hat die Gottesmutter ihr neun Geheimnisse anvertraut.

Ivan Dragicevic
ist verheiratet, Vater von vier Kindern und lebt in Boston, USA, und Medjugorje. Die Gottesmutter vertraute ihm bisher neun Geheimnisse an. Ivan leitet seit 1982 Gebetsgruppen. Seit dem Jahr 2020 beten zwei Mal wöchentlich Menschen auf allen Kontinenten gemeinsam mit Ivan für die Anliegen der Königin des Friedens und sind per Zoom miteinander verbunden. Drei der Seher erleben laut ihrem Zeugnis die Begegnung mit der Muttergottes einmal im Jahr:

Jakov Colo
ist verheiratet, Vater von drei Kindern und lebt in Medjugorje. Jakov erlebte die tägliche Begegnung mit der Gospa vom 25. 6. 1991 bis zum 12. 9. 1998. An diesem Tag vertraute ihm die Gottesmutter das zehnte Geheimnis an und versprach ihm, jedes Jahr am 25. Dezember zu erscheinen, was bis jetzt geschah. Sie ermutigte ihn, anderen Menschen Zeugnis von der Liebe Gottes zu geben. Im Juli 2016 gründete Jakob die gemeinnützige humanitäre Organisation „Mariens Hände“ („Marijine Ruke“) mit dem Ziel, Notleidenden in der Herzegowina zu helfen.

Mirjana Dragicevic-Soldo
ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und lebt in Medjugorje. Die täglichen Erscheinungen erlebte Mirjana vom 24. 6. 1981 bis zum 25. 12. 1982. An diesem Tag vertraute ihr die Gottesmutter das zehnte Geheimnis an und versprach ihr, dass sie ihr während ihres ganzen Lebens einmal im Jahr – am 18. März, ihrem Geburtstag – erscheinen werde. Ab dem 2. August 1987 hatte Mirjana an jedem 2. des Monats eine innere Schau der Gottesmutter, während der sie auch ihre Stimme hörte und Botschaften empfing. Nach der jährlichen Erscheinung am 18. März 2020 gab Mirjana bekannt, dass die Visionen der Gottesmutter am jeweils 2. des Monats von da an nicht mehr sein werden.

Ivanka Ivankovic-Elez
ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und lebt in Medjugorje. Ivanka erlebte die täglichen Erscheinungen vom 24. 6. 1981 bis zum 7. Mai 1985. An diesem Tag vertraute ihr die Gottesmutter das zehnte Geheimnis an und versprach ihr, ihr an jedem 25. Juni zu erscheinen, was seither so geschah.